2011 | Lautlos

von Adrian Strazza

Spiel
Kiri Hofmann | Severine Herzig | Nina Neuweiler | Ann-Marie Schmalz | Fabienne Schwizer | Vera Senekowitsch | Filip Stanojewic

Regie
Adrian Strazza

Assistenz
Conny Marty

Layout
Andreas Halter

Produktion
Stefan Graf

Bühne
Stefan Graf | Lukas Ammann

Musik/Ton
Sandro Moreni | Stefan Graf

Kostüme
Nicole Haraszt

Fotografie
Tine Edel

 

 

Presse

St. Galler Tagblatt, 13. Mai 2011

Bevor der Zug ins Leben abfährt

Bettina Kugler

Ein weisser Holzquader auf der leeren Bühne im Jugendkulturraum Flon, der sich drehen und wenden, im Raum verschieben oder ganz zur Seite räumen lässt, dazu Klamotten, in denen man die Sieben sonst auch auf der Strasse treffen könnte, und – eine Gitarre.

Denn Melanie und Kira im Stück träumen eine speziellen Traum: Sie wollen auf der Bühne stehen, ihre Gefühle in Songs ausdrücken, Ein erstes Ziel ist das bevorstehende Badifest, und einen Probenraum haben sie, nicht ganz legal, aber egal, in der alten Chäsi gefunden.

Da könnte man gleich eine lässige Einweihungsparty machen – und etwas Leben ins Dorf bringen. Ins „Kaff“, wie Tanja sagen würde, die Zugereiste aus Deutschland. In loser Folge mach sie am Telefon ihrem Herzen Luft: Dann erzählt sie ihrer Mutter in der Ferne, wie langweilig es hier zu- und hergeht, nicht nur beim ewigen Warten an der Bushaltestelle und auf dem Weg nach St.Gallen. Das sich wahrlich nicht messen kann mit Berlin, Hamburg, München . Wie spiessig die Leute hier sind, wie sie sich gegenseitig in die Vorgärten schauen und kontrollieren – was schon in jungen Jahren anfängt.

Die Rebellion im Bushäuschen hält sich in Grenzen; und dennoch zeigt sich hier klar: Das vorgespurte Leben fühlt sich irgendwie nicht gut an. Es muss doch mehr geben als brav die Lehre fertig zu machen, zu heiraten, Kinder zu kriegen. Den elterlichen Betrieb zu übernehmen oder deren UniKarriere nachzumachen. Deshalb geht es dann doch nicht so „lautlos“ ab, wie der Titel des Stücks suggeriert: jenny wagt es, der langjährigen Schulkollegin einen Kuss zu geben, Steffie beschliesst für das Austauschjahr in Detroit zu kämpfen. Tobi lässt seinen Vater in der Schreinerei hängen. Das Bushäuschen brennt, was wir nicht sehen – aber symbolisch ist es doch, so andeutungsweise hier viele Themen auch verhandelt werden.